Praktisch, ergiebig und im Vergleich zu anderen Futtermitteln unschlagbar günstig – so lassen sich die Vorzüge von Hundetrockenfutter knapp auf den Punkt bringen. Laut Stiftung Warentest kommt noch ein weiterer Vorteil hinzu: Von insgesamt 23 untersuchten Produkten gewährleisten immerhin 20 eine gute, sieben davon sogar eine sehr gute Nährstoffversorgung des Vierbeiners.
Im Fokus
Um diese Aussage treffen zu können, wurden 23 frei im Handel erhältliche Trockenfutter näher unter die Lupe genommen. Ausgehend von einem ausgewachsenen, mäßig aktiven Hund mit 25 kg Körpergewicht war dabei zunächst von Interesse, welche Menge des jeweiligen Futtermittels zur Deckung des täglichen Energiebedarfs erforderlich ist und ob darin alle benötigten Nährstoffe enthalten sind. Diese ernährungsphysiologischen Kriterien gingen mit einer Gewichtung von 60 % in das Gesamturteil ein. Weitere qualitätsbestimmende Merkmale waren, inwieweit die Fütterungsempfehlungen der Hersteller zutreffen (20 %), ob und in welchem Maße Schadstoffe enthalten (10 %) und ob die Angaben auf dem Futtermitteletikett vollständig, korrekt und gut lesbar sind (10 %). Zudem wurden die Abbildungen und Werbeaussagen überprüft.
Überraschend gut
Insgesamt 16 der untersuchten Produkte wurden hinsichtlich ihrer ernährungsphysiologischen Qualität mit „sehr gut“ beurteilt, weitere 4 erhielten die Note „gut“, in einem Fall war das Ergebnis „befriedigend“. Eine mangelhafte Nährstoffversorgung war nur bei zwei Marken nachzuweisen. Damit schneidet Trockenfutter deutlich besser ab als Nassfutter, da hier im Rahmen eines ähnlich durchgeführten Tests (2015) bei jedem zweiten Produkt eine ungenügende Bedarfsdeckung festzustellen war.
„Getreidefrei“ – ein Qualitätsmerkmal?
Auffallend war auch, dass die Testverlierer beide zu den als „getreidefrei“ beworbenen Produkten gehören. Bei einem davon handelte es sich zudem um das einzige Bio-Trockenfutter im Test. Ein getreidefreies Alleinfutter muss also nicht zwangsläufig die bessere Alternative sein. Vielmehr können unsere Haushunde Weizen, Gerste, Hafer und Co. in aufgeschlossener Form – wie bei Trockenfutter zwangsläufig der Fall – sehr gut als alternative Energieträger und wichtige Nährstoffquelle nutzen. Denn neueren Untersuchungen zufolge (Axelsson et al., 2013) verfügen sie im Vergleich zu ihren wilden Vorfahren über zehn zusätzliche Gene, die für die Verdauung von Stärke von Bedeutung sind. Dies wird als eine Anpassung an das Zusammenleben mit dem Menschen und dessen stärkereiche Nahrung angesehen.
Zudem besteht aus wissenschaftlicher Sicht derzeit kein Grund zur Annahme, dass getreidehaltige Futtermittel tatsächlich die Entstehung sogenannter Zivilisationskrankheiten wie Gelenkprobleme, Diabetes oder Tumoren fördern. Hierfür wird eher Übergewicht und natürlich die Genetik als entscheidender Faktor vermutet.
Nicht zuletzt wäre es ein Trugschluss, bei einem als „getreidefrei“ deklarierten Trockenfutter davon auszugehen, dass dieses zugleich frei von Stärke ist. Denn Letztere bringt die Trockenfutter-Pellets oder -kroketten erst so richtig in Form. Die Stärke in getreidefreien Produkten stammt allerdings überwiegend aus Kartoffeln.
Sonstige Minuspunkte
Doch die Bewertung des jeweiligen Futtermittels hängt ja nicht allein davon ab, inwieweit eine bedarfsdeckende Versorgung des Vierbeiners gewährleistet ist. Wie wäre auch sonst zu erklären, dass beispielsweise bei 16 Produkten mit sehr guter Nährstoffversorgung nur sieben das Gesamturteil „sehr gut“ erreicht haben? Qualitätsmindernd wirkte sich in insgesamt 10 Fällen aus, dass die Futtermittel mit Schadstoffen belastet waren. Herstellungsbedingte Stoffe (Schwermetalle, Mineralöle) wurden dabei deutlich seltener nachgewiesen als Pestizide, Acrylamid oder Schimmelpilzgifte aus den Getreidezutaten. Dennoch besteht kein Grund zur Besorgnis: Die Schadstoffgehalte lagen allesamt weit unter den gesundheitlich bedenklichen Grenzwerten.
Weiterhin waren die Fütterungsempfehlungen bei 5 Produkten nicht stimmig, sondern trafen allenfalls für aktive bis sehr aktive Hunde zu. Bei den überwiegend mäßig aktiven Vierbeinern würde die angeratene Tagesmenge unweigerlich zu Übergewicht führen.
Und nicht zuletzt waren auch die Angaben auf dem Etikett hinsichtlich Korrektheit und Vollständigkeit siebenmal „befriedigend“ und sechsmal sogar nur „ausreichend“. Besonders negativ ins Gewicht fielen Werbeangaben, die falsche Erwartungen hinsichtlich Fleischanteil und Frische der Zutaten erwecken. In zwei Fällen wurde zudem in den als „getreidefrei“ deklarierten Produkten Spuren von Reis und Gluten gefunden.
Ergebnisse insgesamt zufriedenstellend
Und dennoch: Bei einem Gesamturteil von siebenmal sehr gut, zwölfmal gut, zweimal befriedigend und nur zweimal mangelhaft haben sich die Trockenfutter im Test deutlich besser geschlagen als weitläufig angenommen wird. Das Preis-Leistungsverhältnis kann sich also in jedem Falle sehen lassen. Den oftmals geäußerten Verdacht, dass derartiges Billigfutter nur aus Tierabfällen bestehen kann, dem entsprechende Aroma-Lockstoffe zur Geschmacksverbesserung zugesetzt seien, konnte die Stiftung Warentest gleichfalls widerlegen. Denn in keinem der Futtermittel waren Knorpel, Borsten oder Haare nachweisbar, die als Hinweis auf die Verwendung von Tierabfällen dienen könnten. Auch Zusatzstoffe, die fressfördernd wirken, waren nicht enthalten.
Bildnachweise: