Die Niere ist nicht nur Hauptausscheidungsorgan für bestimmte Stoffwechselprodukte, sondern übernimmt im Körper noch viele weitere Funktionen:
- Blutdruckregulation
- Regelung des Wasser- und Elektrolythaushaltes
- Aufrechterhaltung des Säure-Basen-Gleichgewichtes
- Hormonbildung: Erythropoetin zur Blutbildung, sowie Aktivierung von Vitamin D
Kein Wunder also, dass ein derart beanspruchtes Organ mit zunehmendem Alter auch mal schlappmachen kann. Bei älteren Tieren wird daher von tierärztlicher Seite häufig eine Blutuntersuchung zur Überprüfung der Nierenwerte (SDMA, Harnstoff, Kreatinin, Phosphor, Gesamteiweiß, Hämatokrit) angeraten. Denn für Sie erkennbare Krankheitssymptome treten erst dann auf, wenn der Funktionsausfall der Niere schon weit fortgeschritten ist. Betroffene Tiere trinken auffallend viel und setzen häufig Harn ab. Übelkeit und Erbrechen sind gleichfalls augenfällige Symptome, einhergehend mit Appetitlosigkeit und fortschreitendem Gewichtsverlust. Häufig genannte Begleiterscheinungen der Erkrankung sind zudem Blutarmut und ein unangenehmer Geruch aus dem Maul.
Was ist zu tun?
Um es gleich vorweg zu nehmen – die Schädigung von Nierengewebe lässt sich nicht wieder rückgängig machen. Ziel muss es daher sein, das Fortschreiten zu verlangsamen und das Seniorenalter Ihres vierbeinigen Schützlings unter Aufrechterhaltung einer guten Lebensqualität so weit wie möglich auszudehnen. Und damit dies auch gelingt, können Sie durch eine entsprechend angepasste Fütterung einen großen Beitrag dazu leisten.
Bei der Fütterung von Tieren mit Nierenproblemen gilt es folgende Prinzipien zu beherzigen:
- ausreichende Wasseraufnahme sicherstellen → Ausgleich der Wasserverluste über die Nieren
- Futteraufnahme sichern → Gewichtsverlust und damit Muskelabbau entgegensteuern
- bedarfsorientierte Versorgung mit Eiweiß, Phosphor und ggf. Natrium → geringere Bildung harnpflichtiger Stoffwechselprodukte und damit Entlastung der Nieren
- erhöhte Aufnahme von Eicosapentaensäure (EPA) → Einfluss auf den Stoffwechsel von Entzündungsmediatoren
- Zugabe von Pektin oder Laktulose → Förderung der Ammoniakausscheidung über den Darm
- ggf. weitere Unterstützung durch Homöopathie und Phytotherapie
Was darf in den Napf?
Zur Entlastung der Niere sollte bei selbst zubereiteten Mahlzeiten ein Teil der Fleischportion durch Kohlenhydrate als alternative Energieträger ersetzt werden. So lässt sich der Protein- und Phosphorgehalt in der Ration senken und das Futter nierenschonend gestalten. Doch bitte denken Sie daran, die Kohlenhydrate nur in aufgeschlossener Form anzubieten, damit Sie Ihr Vierbeiner auch verwerten kann. Verwenden Sie zudem ausschließlich Muskelfleisch als Quelle hochwertiger Proteine und verzichten Sie zunächst auf Innereien (hoher Anteil an schlechter verwertbaren Eiweißen) und Knochen (phosphorreich).
Auch Fisch sollte aufgrund seines hohen Phosphorgehalts maximal 1–2× pro Woche auf dem Speiseplan stehen. Gut geeignet sind insbesondere fettreichere Fleischsorten von Rind (Kopffleisch, Hackfleisch, Hoch- und Spannrippe), Ente, Gans oder Schaf. Tierische Fette verbessern die Schmackhaftigkeit des Futters und ein paar zusätzliche Kalorien kann ein Nierenpatient gut gebrauchen.
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Begleitende Maßnahmen
Ob Selbstgekochtes oder Fertigfutter – bieten Sie das jeweilige Futter immer in möglichst suppiger Konsistenz an. So nimmt Ihr Vierbeiner schon während der Mahlzeit viel Flüssigkeit auf. Zudem helfen 10 ml Thunfischwasser, Sahne, Milch oder Joghurt auf 90 ml Trinkwasser die Wasseraufnahme bei Hund und Katze zu fördern. Sehr gut funktioniert auch 1 TL Leberwurst auf 200 ml heißes Wasser. Den Cocktail gut durchpürieren, damit sich die fettreiche Wurst gleichmäßig verteilt und abgekühlt anbieten – da kann kaum ein Leckermaul widerstehen. Doch achten Sie bitte darauf, das aromatisierte Trinkwasser regelmäßig auszuwechseln und den Wassernapf zwischendurch gründlich zu reinigen.
Weiterhin hat sich bei Nierenpatienten die Zugabe von EPA und Präbiotika zum Futter bewährt. EPA kann der Mahlzeit über Lachsöl oder über Lachsölkapseln beigesteuert werden. Präbiotika wie Laktulose (z. B. aus der Apotheke) oder Pektin (bei Futtermedicus) werden von den Bakterien im Dickdarm zu kurzkettigen Fettsäuren abgebaut. Die dadurch bedingte Ansäuerung des Darminhalts sorgt dafür, dass nierenbelastende Stoffe vermehrt über den Kot ausgeschieden und dadurch weniger zurück in den Blutkreislauf aufgenommen werden. Geben Sie dazu 0,5–1,0 g Pektin oder Laktulose pro kg Körpergewicht in die Tagesration.
Und nicht zuletzt – die Leckerlis
Was für das Futter gilt, ist natürlich auch bei der Auswahl der Leckerlis zu berücksichtigen. Verzichten Sie deshalb darauf, Ihren Vierbeiner zusätzlich mit Trockenfleisch zu verwöhnen oder bieten Sie ihm dieses nur als Ersatz für einen Teil der täglichen Fleischportion an. 30g Trockenfleisch entsprechen im Energiegehalt ca. 100g rohem Fleisch. Eine gute Alternative bei Hunden ist die Gabe von Hundekeksen, deren Proteingehalt nicht mehr als 10 % ausmacht und denen keine Mineralstoffe zugesetzt sind. Bei den Kauartikeln sind die Hornschuhe von Rindern oder Kauwurzeln bzw. Kaustäbe zu bevorzugen. Produkte wie Büffelhautknochen, Schweineohren oder getrocknete Innereien enthalten schlechter verwertbare Proteine und sind vorerst zu vermeiden.
Zugegeben – bei Nierenpatienten gilt es hinsichtlich der Fütterung einige Regeln zu beachten. Doch bleiben immer noch genügend Möglichkeiten, den eigenen Vierbeiner ordentlich zu verwöhnen – und das unter Schonung der Nieren und im Hinblick auf ein langes, erfülltes Hunde- oder Katzenleben!
Ob Fertigfutter oder selbst zubereitete Ration – das Ernährungsberatungsteam von Futtermedicus steht Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite und hilft Ihnen, die Mahlzeit speziell auf die Nierenerkrankung Ihres Vierbeiners abzustimmen. Kontaktieren Sie uns – wir helfen gerne.
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